Liebe Turnfreundinnen und Turnfreunde, liebe Sportfreunde,
wir alle erleben die Einschränkungen und Auswirkungen der Pandemie am eigenen Leib und wissen nur zu gut, wie sehr das öffentliche Leben und damit auch der Sport davon betroffen sind.
Umso mehr sehnen wir uns, nach Wochen der Entbehrung und Zurückhaltung, nach einer Rückkehr zur Normalität, nach einer Rückkehr des öffentlichen Lebens. Auch für den vereinsbasierten Sport wird eine Rückkehr zumindest in eine „neue“ Normalität in der Zeit der Pandemie zurzeit intensiv diskutiert. Dies ist immens wichtig, da Bewegung zu einem guten Immunsystem beiträgt. Sie ist der beste Schutz gegen Erkrankungen jeglicher Art. Auch könnte mit einer schrittweisen Öffnung des Vereinssports dem durch die Ausgangsbeschränkungen entstandenen hohen sozialen und psychischen Belastungen in den Familien entgegengewirkt werden.
Der Deutsche Olympische Sportbund hat zehn Leitplanken für den Wiedereinstieg in das vereinsbasierte Sporttreiben entwickelt und bündelt sowie berät derzeit von den Spitzenverbänden eingereichte spezifische Konzepte für den Zeitpunkt, ab dem die aktuellen Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie weiter gelockert werden. Die vieldiskutierte mögliche Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga sollten wir als ein Signal ansehen, dass mit guten Konzepten und restriktiven Regeln ein Sporttreiben auch in anderen Bereichen möglich sein muss.
Nach dem Statement der Sportministerkonferenz vom 20. April bzw. den Beratungen der Sportministerkonferenz von gestern auf Basis des Beschlusses des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Landessportbünde vom vergangenen Wochenende soll es jedoch erst einmal nur bei der Öffnung für Freiluftaktivitäten bleiben. Die Sporthallen sollen weiterhin geschlossen bleiben, was bedeutet, dass viele Angebote weiterhin nicht stattfinden können. Wir hatten im Sinne einer Politik der kleinen Schritte nach intensiven Beratungen mit anerkannten Expertinnen und Experten aus dem Sport und der Medizin beim DOSB Vorschläge eingereicht, wie ein sehr vorsichtiger Wiedereinstieg auch in das Hallen- oder Studiotraining funktionieren kann. Mit großzügigen Mindestabständen – auch von drei bis vier Metern – und einer deutlichen Verkleinerungen der Trainingsgruppen sowie der strikten Einhaltung entsprechender Hygienevorschriften kann aus unserer Sicht ein verantwortungsvolles Training ebenso in Hallen und in Vereinsstudios unter Auflagen praktiziert werden, ohne sich erhöhten Infektionsgefahren auszusetzen. Doch selbst dies wird aktuell nach intensiver Abwägung vom DOSB und den Landesportbünden auf Basis der Signale der Politik ausgeschlossen. Es sollen zuerst Erfahrungen mit der Öffnung des vereinsbasierten Sporttreibens für Freiluftaktivitäten gesammelt werden. Wir werden solidarisch mit den anderen Sportverbänden und Gesellschaftsgruppen unseren Beitrag leisten, dass mit einer schrittweisen vorsichtigen Öffnung die Corona-Krise bestmöglich bewältigt werden kann. Je strikter wir uns nun an die Auflagen halten, umso schneller können wir zu weiteren Gesprächen übergehen.
Wir setzen uns nunmehr dafür ein, dass die politischen Entscheidungsträger um Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder in ihren Beratungen in der nächsten Woche zumindest die Freiluftaktivtäten berücksichtigen. Es soll keinen Flickenteppich an Regeln in den Ländern geben, sondern wir benötigen einheitliche Entscheidungen und Vorgaben für den Freiluftsport, die gemachten Erfahrungen müssen dann als Basis auch für den vereinsbasierten Indoor-Sport dienen.
Bewegung ist – wie schon angesprochen – für alle Bevölkerungsgruppen und gerade auch für Risikogruppen zur Stärkung des Immunsystems wichtig. Insbesondere Kinder benötigen Bewegung. Um jedoch eine weitreichendere Öffnung von Sportangeboten faktenbasiert vornehmen zu können, ist die Forcierung der Pandemieforschung unerlässlich. Gerade im Bereich der Kinderinfektionen liegen kaum Daten vor. Wir appellieren auch hier an die Politik, sich mit Nachdruck für die Verbesserung der wissenschaftlichen Datenlage einzusetzen und Studien zu beauftragen, um weitere fundierte Ableitungen für den Sport treffen zu können und so eine weitere schrittweise sichere Öffnung der Sportangebote zu ermöglichen.
An unsere bundesweit sehr engagierten Turn- und Sportvereine möchte ich ebenfalls einen Appell richten. Wenn es zu einer Öffnung von vereinsbasierten Freiluftaktivitäten für unsere Angebote kommt, stellen sie sich den spezifischen restriktiven Übergangsregeln und erkennen sie diese an. Die Landesturnverbände und der DTB unterstützen sie mit Konzepten. Wir stehen ihnen beratend zur Seite.
Wir hoffen nun auf die positive Entscheidung zur Öffnung von Freiluftaktivitäten des vereinsbasierten Sporttreibens seitens der Bundesregierung und der Länder. Wir sind noch weit davon entfernt, unseren Sport in dem Maße ausüben zu können, wie wir es vor der Pandemie gewohnt waren. Auch die Anstrengungen und Einschränkungen im Sportwesen haben mit dazu beigetragen, dass eine Eindämmung der Infektionszahlen in unserer Gesellschaft erreicht werden konnte. Eine zu frühe Rückkehr in die Normalität und unbedachtes Handeln – auch im Sport – könnten vieles wieder zunichtemachen. Daher sind restriktive Regeln für das Sporttreiben alternativlos und ich bitte euch inständig – lasst uns hier weiterhin als Gemeinschaft auftreten, damit wir wieder draußen wie perspektivisch auch in unseren Hallen Sporttreiben können.
Euer Alfons Hölzl